Hintergründe & Fakten
Welche Vorteile bietet Singapur Unternehmen als Forschungsstandort?
Forschung und Entwicklung spielt in Singapur eine große Rolle und wird von der Regierung gezielt geplant und gefördert. Die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung wurden zwischen 1998 bis 2008 bereits nahezu verdreifacht - von 1,7 Mrd. auf fünf Mrd. Euro. Sie sollen von aktuell rund drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP; 2010: 158,8 Milliarden Euro) bis 2015 auf 3,5 Prozent zulegen. (Quelle: gtai)
Der Staat unterstützt Unternehmen bei Forschung und Entwicklung: Von 2011 bis 2015 können sie Aufwendungen in diesem Bereich in einem noch größeren Umfang geltend machen als bisher und damit ihre Steuerlast weiter senken. Das gilt auch für Unternehmen mit Sitz im Ausland, die ihre Steuern in Singapur erklären.
Außerdem verfügt Singapur über eine gute Infrastruktur für Aktivitäten in der Forschung und Entwicklung: Wissenschaft und Wirtschaft führt ein Cluster von mehreren Industrieparks im Stadtteil One-North zusammen. Dort liegen auch eine staatliche Universität, ein Universitätsklinikum, die Fachhochschule für Polytechnik sowie der Park für angewandte Forschung Singapore Science Parc. Zudem streben Universitäten und zahlreiche Forschungsinstitute Kooperationen mit der Wirtschaft an, denen sich auch deutsche Unternehmen und Forschungsorganisationen anschließen.
Welche Forschungseinrichtungen finden Unternehmen vor?
Im öffentlichen Bereich sorgt unter anderem die staatliche Agency for Science, Technology and Research (A*STAR) dafür, dass genügend Forschungseinrichtungen und Personal vorhanden sind und unterstützt öffentliche Institute wie auch private Unternehmen dabei, Fördermittel zu akquirieren und Steuererleichterungen zu erlangen. Im Jahr 2010 verfügte Singapur über zwölf Forschungseinrichtungen für mehrere Bereiche. Dazu gehören unter anderem der biomedizinische und der naturwissenschaftlich-technische Forschungssektor, die A*STAR-Hochschul-Akademie, die A*STAR-Graduate-Akademie sowie eine Planungs- und Verwaltungs-Abteilung. Den Schwerpunkt bei der Forschung und Entwicklung setzt die Politik derzeit auf saubere Energiegewinnung, Medizintechnik, Stadtverkehr, Umweltschutz und Energiesicherheit.
2008 gab es nach Zahlen vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung in Singapur knapp 900 Unternehmen, die Forschung und Entwicklung betrieben – ihre Zahl steigt von Jahr zu Jahr. Rund 43 Prozent der Unternehmen stammten aus der herstellenden Industrie, 56 Prozent im Dienstleistungsbereich und ein Prozent aus dem Bausektor.
Gibt es ausreichend qualifiziertes Personal für Forschung und Entwicklung?
Seit mehr als zehn Jahren fokussiert das Economic Development Board (EDB) Singapurs seine Kräfte auf die Stärkung des singapurischen Arbeitsmarkts im Bereich Forschung und Entwicklung. Seit dem Jahr 2000 wuchs die Zahl der Arbeitsplätze in diesem Sektor von rund 14.500 auf über 27.000. Zwei von fünf der Stellen waren im öffentlichen Dienst (höhere Bildungseinrichtungen, öffentliche Forschungseinrichtungen und im Regierungssektor), der Rest im privaten Sektor angesiedelt. Vier von fünf Wissenschaftlern und Forschungsingenieuren sind entweder Singapurer oder Permanent Residents – Tendenz steigend.
Für wissenschaftlichen Nachwuchs sorgen zwei Universitäten, Nanyang Technological Univesity (NTU) und National University of Singapore NUS), die laut dem Magazin „Times Higher Education” weltweit zu den 200 Top-Universitäten gehören.
Müssen europäische Unternehmen ihre Produkte und Technologien in Singapur umstellen?
Als „hub to Asia” ist Singapur schon seit Jahrzehnten stark vom westlichen Lebensstil beeinflusst und es gibt schon seit Jahren Kooperationen mit Europa und den USA.
Das erste Abkommen zwischen Deutschland und Singapur kam bereits 1994 zustande: Das Bundesministerium für Forschung und Entwicklung der Bundesrepublik und das Ministerium für Handel und Industrie der Republik Singapur erklärten ihre Zusammenarbeit auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Forschung und Technologie. Seit dem wurde die Kooperationen immer weiter intensiviert. So folgte 2011 ein Abkommen über den Austausch von Studierenden und Professoren und 2005 die Deutsch-Singapurische Erklärung über eine intensive Zusammenarbeit in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Forschung, Bildung und Kultur.
Ist in Zukunft eine Verstärkung der Handelsbeziehungen zwischen Singapur und Deutschland zu erwarten?
Von Seiten der deutschen Regierung wird intensiv an einem Freihandelsabkommen gearbeitet, das laut Bundeswirtschaftsminister Phillip Rösler „zeitnah erfolgreich abgeschlossen sein wird”. Die Beziehungen zwischen Deutschland und Singapur stehen somit vor einer weiteren Phase der Intensivierung.
Welche Institutionen unterstützen deutsche Unternehmen in Singapur?
Deutsche Unternehmen können von einer soliden Basis aus in Singapur starten. Unterstützung bei der Niederlassung findet man bei unterschiedlichen Institutionen. Besonders aktiv ist das Deutsche Industrie- und Handelszentrum, das German Centre. Dort sind mehr als 130 deutsche Unternehmen registriert. Der Rundum-Service des Centers reicht von der Bereitstellung von Büroräumen bis hin zu Rechts- und IT-Beratung. Den institutionellen Rahmen hierfür bietet seit 2004 das SGC, die Deutsch-Singapurische Handelskammer.
Sind Innovationen in einem abgesicherten rechtlichen Rahmen möglich?
Singapur bietet ein ausgezeichnetes, unternehmerfreundliches Rechtssystem. Besonders im Bereich Forschung und Innovation sind die gesetzlichen Regelungen an besonders hohen Ansprüchen ausgerichtet und überbieten zuweilen jene europäischer Staaten. So hat das World Economic Forum in seinem „Competetiveness Report 2010/2011” Singapur als Land mit dem besten Schutz für geistiges Eigentum ausgezeichnet.
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