K O M P A R A T I V E R
K O S T E N V O R T E I L

Zwar war Ricardo kein Wissenschaftler, doch bis heute steht sein Name fest verbunden mit der Außenhandelstheorie. Er argumentierte, dass Freihandel den Wohlstand von Nationen erhöht. David Ricardo war Sohn eines Londoner Börsenmaklers und stieg mit 14 Jahren in dessen Firma ein. Nur zufällig entdeckte er gut zehn Jahre später in einer Bibliothek das Buch „Wohlstand der Nationen“ von Adam Smith - und beschäftigte sich danach sehr intensiv mit volkswirtschaftlichen Fragen.

Seine ersten Aufsätze über Inflation und den Goldstandard veröffentlichte er in der Londoner Zeitung „Morning Chronicle“. Und so machte er sich auch ohne Studium einen Namen bei britischen Intellektuellen und Forschern. Seine wichtigste Veröffentlichung ist wohl die zu den Vorteilen des freien Außenhandels. Diese Theorie des komparativen Vorteils steht heute in allen Lehrbüchern der Handelstheorie. Das Grundprinzip ist allerdings nicht so leicht verständlich. Der Nobelpreisträger Paul Samuelson bezeichnete es als ein Theorem, das selbst intelligenten Menschen nicht immer auf Anhieb einleuchtet.

Im Kern geht es darum, dass ein Land auch dann erfolgreich am internationalen Handel teilnehmen kann, wenn es bei allen Produkten teurer produziert als ein anderes Land. Umgekehrt lohnt es sich auch für Länder, die alle Produkte billiger herstellen können als andere, Handel mit den weniger wettbewerbsfähigen Ländern aufzunehmen und sich zu spezialisieren.
Ricardo erklärte das am Beispiel des Handels mit Wein und Tuch zwischen Portugal und England. Beide produzierten ohne Handel mit einer bestimmten Anzahl an Arbeitern eine Menge Wein und Tuch. In Portugal war es sowohl günstiger, Wein herzustellen, als auch Tuchrollen zu produzieren. Nun sagt Ricardo, dass es sich trotzdem für beide Märkte lohnt, wenn Portugal nur Wein herstellt und England sich auf Tücher spezialisiert.

Der Grund: Portugiesen können günstiger mehr Wein produzieren als Tuch. Umgekehrt benötigt England für die Tuchproduktion weniger Arbeiter als für die Weinproduktion. Wenn sich Portugal auf seine komparativen Vorteile beim Wein konzentriert und die Tuchproduktion aufgibt, können einige Arbeiter aus der Tuchproduktion ins Weinsegment wechseln. Insgesamt stellt Portugal dadurch mehr Wein her, als beide Länder zuvor zusammen erzeugt haben. In England dagegen werden die aus der Weinproduktion ausscheidenden Arbeiter in der Tuchproduktion eingesetzt. England produziert somit mehr Rollen Tuch. Durch freien Handel verfügen beide Ländern dann über mehr Tuch und Wein als zuvor.

Lies eine ausführliche Analyse über David Ricardo hier.

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