„Der einzige Mann auf dem Kontinent“

von Terézia Mora

Was ist virtuell? Das, was aus dem Internet in unser wirkliches Leben hineinragt? Oder das, was vom wirklichen Leben in einer Netzwerkwelt übrig bleibt? Oder nichts?

Darius Kopp, Antiheld in Terézia Moras Roman, verliert innerhalb von einer Woche Job, Freundin (fast) und jede Orientierung. Eine Existenz im Niemandsland der globalen Netzwerkökonomie. „Essen, Trinken, Internet. Das mich nährt, informiert, amüsiert und mir dabei nur so weit zu Leibe rückt, wie es Zahlen und Bilder eben können.“

„Too Big to Fail”

von Andrew Ross Sorkin

Gleich zu Beginn treffen wir Jamie Dimon, Chef von JP Morgan, morgens in seiner Küche, wie er sich eine Tasse Kaffee einschenkt. Es ist Samstag, 13. September 2008, kurz vor dem Kollaps von Lehman Brothers.

Kritiker bezweifeln zwar, dass der Autor den Protagonisten wirklich so nahe gekommen ist. Doch es ist gerade diese Schlüssellochperspektive, die diese spannende Chronik der Finanzkrise ebenso reizvoll wie umstritten macht.

„Warum dick nicht doof macht und Genmais nicht tötet“

von Thomas Bauer, Gerd Gigerenzer und Walter Krämer

Wie man Statistik-Humbug und Manipulationsversuche durchschaut, erklären der Ökonom Thomas Bauer, der Psychologe Gerd Gigerenzer und der Statistiker Walter Krämer. Sie beschreiben gut verständlich gängige Tricks: Verwechselt jemand Korrelation mit Kausalität? Werden relative statt absolute Risiken benannt und so aufgeblasen? Schmu mit Datenbasis oder Stichprobe?

Wer dieses Buch gelesen hat, kann Statistik-Meldungen in den Nachrichten besser einordnen – und die Lektüre macht auch noch Spaß.

„Die Toten Hosen”

von Philipp Oehmke

Es geht um Punk, Suff und Drogen. Und darum, wie das Unternehmen „Die Toten Hosen“ funktioniert, warum die Marke seit gut 30 Jahren erfolgreich ist und was das Geschäftsmodell so einzigartig macht.

Ein authentischer Blick in das Innenleben einer der erfolgreichsten deutschen Bands – spannend erzählt.

„Ökonomen retten die Welt”

von Malte Buhse

Ökonomenbashing hat sich zu einer Art Volkssport entwickelt, doch Malte Buhse sieht das anders: "In Ökonomen schlummern wahre Heldenkräfte." Das meint er nur teilweise ironisch. Buhse beschreibt anschaulich, wie sich die VWL entwickelt hat und mit ihren Forschungsergebnissen Probleme lösen hilft - bei der Organisation von Organspenden, der Austrocknung von Drogenmärkten oder dem Kampf gegen Wilderer in Afrika.

Das Buch ist auch für Nicht-Ökonomen geeignet. Oder besser: gerade für sie!

„Der Kalte Krieg des Kreml”

von Edward Lucas

Edward Lucas leitete lange Jahre das Moskau-Büro des „Economist“. Er beschreibt, wie der Westen den irrigen Traum lebt, Russland würde irgendwie zur Demokratie finden, und deshalb Machtspielen und Expansionsdrang ausgeliefert ist. Lucas warnt faktenreich - ohne Erfolg.

Das Buch hat er schon 1998 geschrieben, mit viel prophetischer Gabe. Lesenswerter denn je!

„Das digitale Debakel”

von Andrew Keen

Internet-Skeptiker Andrew Keen räumt auch in seinem jüngsten Werk mit der Mär von den Segnungen des Internets auf. Nachdem es uns verdummt und vereinsamt hat, schuften wir nun als Sklaven für die Gründer von Google, Facebook und Amazon. Selbsternannte Wohltäter, die in Wahrheit skrupellose Ausbeuter auf dem Weg zum Weltmonopol sind.

Die neueste Polemik des britischen Politologen, die man kennen sollte - und die unterhaltsamer ist, wenn man sie sich als Satire vorstellt.

„Der Tag ist hell, ich schreibe Dir”

von Tanja Langer

Die literarische Wiedergabe einer ungewöhnlichen Beziehung. Über Jahre hat sich die Studentin mit Ex-Deutsche Bank-Chef Alfred Herrhausen getroffen, mit ihm Briefe über alles Mögliche ausgetauscht. Wer das heute liest, ist fasziniert: Von der Beziehung - und von Herrhausen. Ein Banker aus einer anderen Welt, in der auch Banker gesamtgesellschaftlich dachten.

So wird das Buch aktuell. Warum? Schauen Sie auf Herrhausens Nachfolger.

„Angst”

von Robert Harris

Thriller um einen Hedgefonds-Manager, der zusammen mit einem ehemaligen Physiker des Kernforschungszentrums CERN in Genf einen Handelsalgorithmus programmiert, der seine Anleger und die Erfinder reich macht. Aber das Computersystem ist zu perfekt, macht sich selbstständig und entwickelt destruktives Potenzial.

Der Roman wurzelt in dem Zusammenbruch des US-Aktienhandelssystems im Jahr 2010, der als „Flash-Crash“ bekannt wurde. Hochspannend!

„Global Shift”

von Peter Dicken

Zugegeben: Dicken kann den Leser mit seinen 648 Seiten zur Globalisierung erschlagen. Wer sich aber darauf einlässt, wird belohnt: Dicken bietet den ultimativen Einblick in die globalen Netzwerke unserer Wirtschaftswelt. Von der Rolle der Staaten bis zu Konzernen aus Agrar-Industrie oder Logistik.

Zwar hat das Buch eine akademische Ausrichtung. Doch es ist fast eine Art Coffee-Table-Book, das ohne Fotos, aber mit knackigen Informationshappen auch auf dem Wohnzimmertisch Spaß macht.

„Entscheidungen”

von Hillary Clinton

Senatorin, First Lady, Außenministerin - die Karriere von Hillary Clinton ist beeindruckend. Ihre Biographie liest sich wie eine Bewerbung für das Präsidentenamt auf 600 Seiten: Das Eigenmarketing immer im Blick (auf vielen Farbfotos strahlt sie mit Staatslenkern und Präsidenten der Welt um die Wette), analysiert sie ihre Amtszeit als Außenministerin der USA.

Spannend und kurzweilig zu lesen - mit lehrreichen Einblicken in internationale Beziehungen.

„Die Frauen”

von T.C. Boyle

Im Amerika der piefigen Fünfzigerjahre agierte Frank Lloyd Wright besonders exzentrisch. Wegen seines findigen Unternehmergeists gelingt es dem Stararchitekten, entgegen des Zeitgeschmacks, der öffentlichen Meinung und der Anwälte, seine genialen Ideen in Stein zu setzen – auch unter medialem Dauerbeschuss wegen seines Privatlebens. Ständig in Geldnot, bindet er seine Schüler vertraglich an seine Projekte – unter anderem das Guggenheim-Museum.

Exzellent recherchiert und spannend aufgeschrieben.

„Hottentotten Stottertrottel”

von Wolf Schneider

Einen Einzelgänger nennt sich Wolf Schneider. Einen Querdenker, der immer auf Widerspruch gebürstet ist. Mit 90 Jahren hat er nun seine Biografie geschrieben. Nicht nur über Erlebnisse mit Prominenten, sondern auch über seine schlimme Zeit im Haifischbecken "Stern" unter Henri Nannen und dem dortigen rabiaten, abkanzelnden Ton.

Wo Ressortleiter wie Fischverkäufer um Geschichten kämpfen mussten und das Magazin doppelt so groß war wie der "Spiegel". Spannend!

„Der rote Apparat”

von Richard McGregor

Wer verstehen will, warum zum Beispiel die Anti-Korruptionskampagne des chinesischen Staatschefs Xi Jinping nur begrenzte Aussichten auf Erfolg hat, sollte das Buch des ehemaligen China-Korrespondenten der „Financial Times“ lesen.

Sachkundig und unterhaltsam schildert McGregor, woran jede Reform krankt: Unabhängige Institutionen sind tabu. Es gibt nur einen, der entscheidet: die Partei.

„Der Circle”

von Dan Eggers

Kein Roman hat mich in jüngster Zeit so gefesselt. Dabei beschreibt Dan Eggers eigentlich nur das ganz normale Leben und Arbeiten in einer völlig vernetzten Welt mit einem scheinbar allmächtigen Internetgiganten. Das nächste "big thing" ist eine winzige Videokamera, die jeder überall quasi unsichtbar anbringen kann. Die totale Transparenz führt zu einem Leben ohne Privatsphäre und einer ganz neuen Form von Überwachungsstaat.

Eggers fügt die technischen Puzzlesteine zusammen und denkt die gesellschaftlichen Konsequenzen zu Ende. Ein Albtraum, der hoffentlich nie Realität wird.

„Weltordnung”

von Henry Kissinger

Der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger führt den Leser durch Ebbe und Flut der kulturellen, sozialen und psychologischen Entwicklungen in Europa, Russland, Japan, Asien und dem Nahen Osten - sowie deren flüchtige Machtverhältnisse. Ein Verfechter von Realismus gepaart mit Idealismus, beschreibt er die westfälischen Prinzipien, die Idee souveräner Nationalstaaten, als bisherige Basis einer scheinbaren Weltordnung. Diese Prinzipien werden zunehmend in Frage gestellt.

Sein Buch bietet eine tiefe Analyse der Herausforderungen unserer Zeit.

„Thinking, Fast and Slow”

von Daniel Kahneman

Der Schmerz eines Verlustes ist intensiver als die Freude an einem Gewinn. Diese Erkenntnis verdanken wir dem legendären Psychologen Daniel Kahneman. Für seine Studien erhielt er im Jahr 2002 sogar den Ökonomie-Nobelpreis. Sein Buch, das seit fast zwei Jahren auf den Bestsellerlisten steht, ist eine Art Vermächtnis.

Pflichtlektüre für alle, die wissen wollen, wie Menschen ticken.

„Fooling Some of the People All of the Time”

von David Einhorn

Ein englisches Finanzbuch - harte Kost. Aber der Hedgefonds-Profi schreibt fesselnd über seinen Kreuzzug gegen Allied Capital. Lange her, doch das Buch ist zeitlos. Es gibt einen einzigartigen Einblick in die Königsdisziplin der Börse: Shortseller brauchen Fakten. Wer sich irrt, verliert.

Einhorn zerpflückt Bilanzen, zapft tausend Quellen an, wehrt Manager und Spin-Doktoren ab. Die „Wall Street“ verreißt er schonungslos: Faule Analysten, Aufseher, Journalisten – alles belegt. Niemand will seine Geschichte hören, dann aber fällt die Allied-Aktie. Und Anleger lernen: Börse ist Arbeit.

„36 Strategeme für Manager”

von Harro von Senger

Die Mini-Strategien aus dem alten China können das Leben und Überleben auch in modernen Zeiten erleichtern. Sie sind universell einsetzbar, im Job wie Zuhause. Der Autor hat den Schatz der 36 Weisheiten beim Studium in China entdeckt, akribisch gesammelt und leicht lesbar aufbereitet.

Chinesen lernen die Listen-Liste schon von Kindesbeinen an auswendig und verfügen daher über ein Arsenal an universell einsetzbaren Überlebenstricks. Denen stehen westlich geprägte Gemüter blind gegenüber. Es sei denn, sie haben das Buch gelesen.

„Die letzte Stunde der Wahrheit”

von Armin Nassehi

Nassehi glaubt, dass sich moderne Gesellschaften nicht mehr durch Gruppenzugehörigkeit definieren lassen. Mehr noch: dass die ökonomische, politische und kulturelle Komplexität rechte – wie linke – Strategien kollektiven Handelns verbiete. Gesellschaft, so formuliert es der Soziologe mit fröhlichem Fatalismus, sei eigentlich "nichts anderes als die Erfahrung, dass gleichzeitig Unterschiedliches unkoordiniert geschieht".

Also etwas, das weder sinnvoll adressiert noch angesprochen oder kritisiert werden kann. Woraus folgt, dass allenfalls eine Politik der kleinen Schritte Erfolg verspricht.