D I E   U N S I C H T B A R E   H A N D

Er gilt als Urvater der Nationalökonomie. Denn bevor Adam Smith 1776 sein Buch „Der Wohlstand der Nationen“ veröffentlicht, waren Wirtschaftswissenschaften als eigenes Forschungsgebiet unbekannt.Smith beschäftigt sich in dem Buch mit der Rolle des Staates, mit Preisen für Waren, Arbeitslohn und Außenhandel. Bekannt ist er aber vor allem für den Eigennutzen.

Herrscht auf einem Markt vollständiger Wettbewerb unter den Teilnehmern, entsteht über den Preis der Waren, wie von „unsichtbarer Hand“ gelenkt, nicht nur maximaler Wohlstand in einem Land, sondern auch zwingend ein Gleichgewicht auf den Märkten. Das Angebot entspricht immer der Nachfrage. Und zwar dadurch, dass jeder nach seinem eigenen größtmöglichen Vorteil strebt, dem besten Preis oder den größten Verkaufszahlen.

Smith geht davon aus, dass sich Märkte so selbst regulieren können, in Krisen also beispielsweise die wichtigsten und stärksten Marktteilnehmer überleben und schwache Teilnehmer ihre Geschäfte aufgeben müssen.

Und so verläuft auch die Verteilung von Geld als Investition, Arbeit und auf freien Märkten im Grunde automatisch: Investoren finanzieren Geschäftsmodelle, die die höchsten Chancen haben, am Markt zu überleben. Dort können Angestellte dann zu den bestmöglichen Löhnen arbeiten.

Was Lehrbücher für Volkswirtschaftslehre heute als optimale Ressourcenallokation bezeichnen, hat Smith schon vor 240 Jahren einfach erklärt: Da „der Zweck jeder Kapitalanlage die Gewinnerzielung ist, so wenden sich die Kapitalien den rentabelsten Anlagen zu, das heißt denjenigen, in denen die höchsten Gewinne erzielt werden. Indirekt wird aber auf diese Weise auch die Produktivität der Volkswirtschaft am besten gefördert“.

Nur wenn Staaten sich in die Märkte einmischen oder einzelne Unternehmen über ein Monopol zu viel Macht ausüben, gelangt der Markt ins Ungleichgewicht, sagt Smith.

Blickt man heute zurück, kann man gut erklären, warum Smith gerade in der Mitte des 18. Jahrhunderts diese Theorien entwickelt hat. Damals war die Welt politisch und wirtschaftlich im Wandel: Die industrielle Revolution verdrängte die Landwirtschaft in Großbritannien, und mit ihr mussten sich Arbeiter, Unternehmer und Politiker um Löhne und Massenproduktion Gedanken machen. Auch die Finanzierung von neuen Produktionsanlagen spielte zu der Zeit eine wichtige Rolle.

Obwohl Smith in seinem Hauptwerk ohne große Formeln auskommt – völlig unüblich für Wirtschaftswissenschaftler -, stehen seine Theorien bis heute auf den Lehrplänen der Universitäten. Denn er beeinflusst weiterhin die Ideen der Ökonomen, die in den Jahrhunderten nach ihm die Märkte analysieren und erklären wollen.

Lies eine ausführliche Analyse über Adam Smith hier.

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Credits: Dover Publications, Getty Images (2), University of Glasgow Library – Special Collections
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