D I E   S C H Ö P F E R I S C H E   Z E R S T Ö R U N G

Mit seinen Beiträgen zur Volkswirtschaft hat Joseph Schumpeter ein Erbe hinterlassen, das bis ins 21. Jahrhundert reicht. Denn er ahnte schon 1911 in seinem Buch „Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung“ voraus, wie Apple-Gründer Steve Jobs sein Unternehmen fast hundert Jahre später weltweit zum Erfolg führen würde.

Ein Unternehmer, so Schumpeter, müsse sich und seine Produkte als kreativer Zerstörer immer neu erfinden. Und seinen Kunden solche Produkte bieten, von denen sie noch nicht wissen, dass sie sie kaufen wollen. Steve Jobs schaffte es, mit dem iPhone genau in diesem Sinne einen ganzen Markt und unsere Wirtschaft kreativ zu zerstören. Sein Unternehmen stieg auf, andere gingen unter. Ohne Schumpeter wären uns Begriffe wie Innovation, Firmenstrategie oder Wagniskapital als Kern des Kapitalismus wohl lange nicht geläufig gewesen.

Und er lässt keine Gelegenheit aus, die Denkansätze anderer etablierter Ökonomen zu kritisieren: Selbst vor Adam Smith macht er nicht halt, bemängelt, dass er eine noch vorkapitalistische Welt beschrieben hätte. Smith und Ricardo hätten keinen blassen Schimmer davon gehabt, „was die kapitalistische Produktionsmaschine später leisten sollte“. Die ökonomischen Modelle von David Ricardo und John Maynard Keynes hielt er für substanzlos.

Schumpeter offenbart stets tiefes Vertrauen in die Dynamik des Fortschritts. Mit strukturellen Gefahren und Wirtschaftskrisen hielt er sich nicht lange auf. Sie waren für ihn eher kurzfristige und verschmerzbare Phänomene, die man überwinden konnte. Und das, obwohl er in den Zwanzigerjahren selbst von der Wirtschaftskrise betroffen war.

Dass in seiner kapitalistischen Welt übermächtige Großunternehmen für Märkte zum Problem werden können, konterte er mit dem Hinweis darauf, dass der Konsument von Skaleneffekten profitieren könnte, also davon, dass Unternehmen durch größere Produktionsmengen Kosten einsparen und diese Ersparnis über geringere Preise an Kunden weitergeben können. Vollkommene Konkurrenz auf den Märkten hielt er für überschätzt: Im Kapitalismus gehe es selbstverständlich um das Ausnützen von Innovationsvorsprüngen und Marktvorteilen – und darum, Wettbewerber niederzuringen.

Lies eine ausführliche Analyse über Joseph Schumpeter hier.

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