G E L D T H E O R I E

Freie Märkte waren für Ludwig von Mises die einzige Möglichkeit, den Wohlstand der Gesellschaft zu fördern und Wachstum zu garantieren. Staaten sollten sich aus der Wirtschaft heraushalten. Ihre Aufgabe sieht er lediglich darin, ihr Land und ihre Einwohner zu beschützen.

Seine Wirtschaftstheorien entwickelte Mises Anfang des 20. Jahrhunderts in einer Zeit, als Sozialismus und Faschismus die Gesellschaft beeinflussten. Gleichzeitig diktierte John Maynard Keynes den Staaten, beherzt in die Wirtschaft einzugreifen, um sie wieder auf den Wachstumspfad zurückzuführen. Mises bekam deshalb mächtig Gegenwind und schaffte es in seiner Heimatstadt Wien nicht, eine Professorenstelle an der Universität zu ergattern.

Doch seine Forschung hatte erheblichen Einfluss auf andere Wirtschaftswissenschaftler. Zu seinen Schülern, mit denen er sich zu Privatseminaren traf, gehörte auch Friedrich August von Hayek. Er verfolgte eine ähnlich liberale Denkweise wie Mises. Ein Jahr nach Mises` Tod erhielt er 1974 den Nobelpreis für seine Arbeiten zu Wirtschaftszyklen, freiem Wettbewerb und Preisfindung. Mises rieb sich vor allem an der staatlichen Geldschöpfung auf. Er konnte zeigen, dass eine ausufernde Kredit- und Geldschöpfung ungesunde Boom-Bust-Zyklen auslöst und am Ende das gesamte Währungssystem zerstört.

Wenn Banken Kredite vergeben, die nicht durch Spareinlagen gedeckt sind, produzieren sie neues Geld aus dem Nichts. Das zusätzliche Kreditangebot drückt den Marktzins unter den natürlichen Zins. Es erscheinen dann auch Investitionen rentabel, die es bei genauer Betrachtung gar nicht sind. Die Folge ist ein kreditfinanzierter Boom mit zahlreichen Fehlinvestitionen.

Mises bot einen Ausweg: Er rechnete den heutigen Wert des Geldes zurück bis zu dem Punkt, an dem Geld noch als Handelsware gegen andere Güter getauscht wurde. Die Nachfrage nach Geld ließe sich heute also durch dessen Kaufkraft am Vortag erklären. Die Kaufkraft wiederum ergibt sich durch Angebot und Nachfrage, wobei Letztere von der Kaufkraft des Geldes am Vorvortag abhing, und so weiter. Für Mises geht daher der „älteste Geldwert auf den Warenwert des Geldstoffes zurück“.

Geld ist also historisch in einem freien Marktprozess aus einem physisch-werthaltigen Gut entstanden. Im Umkehrschluss bedeutet das: Ungedecktes Papiergeld, wie es die Zentralbanken heute ausgeben, stellt eine marktwidrige Entwicklung dar. Der Staat hätte sich unrechtmäßig das Monopol an der Geldproduktion verschafft, sagt Mises. Diesem Geldsystem traut er langfristig keine Zukunft zu, sondern hält nur einen Edelmetallstandard für nachhaltig.

Lies eine ausführliche Analyse über Ludwig von Mises hier.

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Credits: Duncker & Humblot, Getty Images, Ludwig von Mises Institute;
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